Am 30. Oktober 1961 schlossen Deutschland und die Türkei ein bilaterales Anwerbeabkommen. Bis heute prägt es die Gesellschaften in beiden Ländern. Es folgten weitere Vereinbarungen mit südlichen Ländern wie u.a. Italien, Marokko.
Die geworbenen Arbeitskräfte sind nach Deutschland gekommen, um für eine begrenzte Zeit Geld zu verdienen, und sie haben ihre Kinder jahrelang mit dem Satz konfrontiert “Nächstes Jahr gehen wir wieder zurück!”
Jetzt stellen sie fest, dass sie in Deutschland alt geworden sind – damit haben Bürger mit Einwanderungsgeschichte ursprünglich nicht gerechnet und sich folglich auch nicht auseinandergesetzt. Angebote der Altenhilfe kennen viele von ihnen nur kaum und nehmen sie deshalb nicht in Anspruch.
Umgekehrt sind in der Altenhilfe Kenntnisse über Lebenslagen und Kultur der Einwanderer teilweise unzureichend verbreitet. Integration – auch im hohen Lebensalter – bekommt einen neuen Stellenwert und ein neues Gewicht.
Bestehende Angebote zum Beispiel zur Information über Vorsorge- und Versorgungsleistungen sind für Migrant*innen häufig wenig passgenau und nicht niedrigschwellig genug, weshalb sie von dieser Gruppe eher selten in Anspruch genommen werden.
Das Interkulturelle Netzwerk Alter, Pflege und Demenz möchte dazu beitragen, Seniorinnen mit Migrationsgeschichte sowie ihren Angehörigen den Zugang zu bestehenden Regelangeboten zu erleichtern und Zugangsbarrieren abzubauen. Sie sollen dadurch in die Lage versetzt werden, die Angebote der Regelversorgung in gleichem Maße zu nutzen, wie die Seniorinnen der Mehrheitsgesellschaft.
- Informiert Senior*innen und Ihre Angehörigen über bestehende Angebote, Leistungen, Netzwerke und Aktivitäten rund um das Thema Alter und Pflege
- Verweist auf bestehende Regelangebote vor Ort
- Sensibilisiert die Akteure der medizinischen Regelversorgung für die kulturspezifischen Bedürfnisse der Senior*innen
- Aktiviert erforderliche Akteure/Multiplikatoren/Partner vor Ort zur Unterstützung
- Arbeitet kultursensibel und hilft kostenlos
* Foto:
Buchlesung von Fatih Cevikkollu mit dem Titel “Kartonwand – Das Trauma von Arbeitsmigrant/innen am Beispiel meiner Mutter”, organisiert vom Interkulturellen Netzwerk Alter, Pflege und Demenz MG im Rahmen der Interkulturellen Woche 2023 am 27.09.2023 in der Zentralbibliothek Mönchengladbach.